Der Telekommunikationsmarkt in Liechtenstein ist 2020 in Bewegung geraten. Der Grund: Der Ausbau des Glasfasernetzes.
Patrik Schädler
Egal ob Krankenkasse, Telefon- Abo oder Internetanbieter – die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner sind wechselfaul. Dies auch dann, wenn sie durch einen Anbieterwechsel Geld sparen könnten. Im Bereich Telefon und Internet wurden 2020 viele Haushalte und Unternehmen gezwungen, sich mit den Angeboten auseinandersetzen. Durch den raschen Glasfaserausbau der LKW und die Abschaltung der alten Telefon- und Koaxanschlüsse zwölf Monate später musste ein neuer Vertrag für die Dienste über Glasfaser gewählt werden.
So schreibt das Amt für Kommunikation zur Entwicklung des liechtensteinischen Telekommunikation für das Jahr 2020 von einem «intensivem Wettbewerb». «Die ansonsten hohe Trägheit von Teilnehmern, Verträge zu überprüfen und durch attraktivere zu ersetzen, wird durch den Glasfaserausbau ausser Kraft gesetzt», heisst es von Seiten des Amtes.
Und die LKW haben beim Ausbau des Glasfasernetzes im letzten Jahr Gas gegeben: Weitere 4500 Wohn- und Geschäftseinheiten haben einen Glasfaseranschluss erhalten. Insgesamt hatten Ende 2020 rund 15 600 Wohn- und Geschäftseinheiten Zugang zum schnelleren Netz. Dies bedeutet einen Ausbaustand von 71 Prozent. Der Vollausbau soll Ende 2022 erreicht sein. Tatsächlich genutzt wurden jedoch erst 59 Prozent der bestehenden Glasfaseranschlüsse. Dies heisst, dass für die Anbieter auf dem Markt noch einiges an Potenzial vorhanden ist.
Viele verzichten auf ihren Festnetz-Telefonanschluss
«Die für Endnutzer insgesamt attraktive Marktenwicklung ist im Festnetzbereich sehr deutlich an der Anzahl der Anbieter sichtbar», schreibt das Amt für Kommunikation. So war Anfang 2016 die Telecom Liechtenstein alleinige Anbieterin von Paketen mit Internet, TV-und Telefonanschlüssen. Ende 2020 konnten die Kunden aus acht Anbietern auswählen und vor allem auch die Preise vergleichen. Mit dem Wechsel auf die Glasfaseranschlüsse haben viele Kunden ihren Festnetz- Telefonanschluss hinterfragt. Kein Wunder: Die meisten verfügen über ein Mobiltelefonabonnement, bei welchem mittlerweile meist auch eine hohe Anzahl an Anrufminuten ins Ausland inkludiert ist. So sind die Festnetz-Telefonanschlüsse 2020 markant zurückgegangen. Es fielen neun Prozent der Anschlüsse weg. Bereits 2019 war ein Rückgang von zehn Prozent zu verzeichnen. Ein eigentliches Kabeltelefon besitzt nur noch ein Viertel. 75 Prozent haben heute einen sogenannten IP-Telefonanschluss. 2012 zählte Liechtenstein noch 18 543 Festnetzanschlüsse. Ende letzten Jahres waren es noch 12 607. Dies ist ein Rückgang von mehr als einem Drittel in weniger als zehn Jahren.
In die umgekehrte Richtung geht die Entwicklung bei den Mobiltelefonanschlüssen. Per Ende 2020 gab es in Liech-tenstein 48 900 Mobilabonnements. 2012 waren es 36 080 Mobilnutzer. Dies ist eine Zunahme von 35 Prozent. Doch der grösste Teil der Kunden hat noch eine Mobilnummer mit der Schweizer Vorwahl +41. Bei der Rufnummer waren die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner immer schon sentimental. Doch etwas Bewegung ist auch hier festzustellen. Der Marktanteil der Abonnements mit +423-Rufnummern in der Mobiltelefonie ist um zwei auf 33 Prozent gestiegen.
Internet ist schneller geworden
Die Anzahl der Internetanschlüsse in Liechtenstein hat seit 2012 um 25 Prozent zugenommen. Per Ende 2020 wurden 18 050 Anschlüsse ge-zählt. Und der Glasfaserausbau macht sich auch bei den Geschwindigkeiten bemerkbar. 95 Prozent der Anschlüsse haben heute eine Downloadgeschwindigkeit von 100 Mbit/s und mehr. Zudem Vergleich: 2018 kam der grösste Teil der Internetanschlüsse nicht über 50 Mbit/s hinaus.
Zwei LKW-Mitarbeiter beim Spleissen von Glasfaserkabeln in Mauren. Bild: Brigitt Risch
So teilen sich die Marktanteile auf
Internetanschlüsse
Die 18 063 Internetanschlüsse in Liechtenstein teilen sich auf folgende Markantbieter auf:
Telecom Liechtenstein AG 59%
Hoi Internet AG 13 %
Supranet AG 9 %
TV-Com AG 9 %
Vestra ICT AG 4 %
Li-life web + it est. 4 %
Speedcom AG 2 %
Qualitynet AG 1 %
Festnetzanschlüsse
Die 12 723 Festnetzanschlüsse (+423) in Liechtenstein teilen sich auf folgende Markantbieter auf:
Telecom Liechtenstein AG 78 %
TV-Com AG 7 %
Supranet AG 5 %
Hoi Internet AG 5 %
Vestra ICT AG 2 %
Li-life web + it est. 2 %
Speedcom AG 2 %
Voxphone AG 1 %
Mobiltelefonanschlüsse
Die 16 320 Mobiltelefonanschlüsse (+423) in Liechten-stein teilen sich auf folgende Markantbieter auf:
Telecom Liechtenstein AG 61 %
Salt (Liechtenstein) AG 35 %
Swisscom (Schweiz) AG 4 %
(Stand 31. 12. 2020)
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